Craniomandibuläre Dysfunktion

 

Kopfschmerz, Schwindel, Tinnitus
- und was sagt ihr Gebiss dazu ?

Wenn der Schmerz durch den ganzen Körper wandert denken wir ganzheitlich arbeitenden Orthopäden immer an die Cranio-Mandibuläre Dysfunktion auch kurz CMD genannt. Hinter diesem schwierigen Wort verbirgt sich ein relativ einfaches Wirkungsprinzip: Es besteht eine Fehlfunktion im Zusammenspiel von Oberkiefer und Unterkiefer. Diese kann sich mit Schmerzen auf den ganzen Körper auswirken in Form von Kopfschmerzen, unspezifischen Gesichtsschmerzen, Tinnitus, Schwindel und Schulter-Nacken- Rückenschmerzen. Die CMD-Diagnostik und –Therapie macht es sich daher zur Aufgabe, diese Zusammenhänge im konkreten Einzelfall aufzuspüren und daraus entsprechende Behandlungsmöglichkeiten für den Patienten abzuleiten.

Wenn die Zähne schon beim lockeren Schließen des Mundes nicht komplett gleichmäßig aufeinander passen kann dies schon zu einer für die CMD typischen Dysbalance in den Kiefergelenken führen. Bewegt werden diese Kiefergelenke durch komplexe Muskelgruppen. So werden allein beim Heben des Unterkiefers 8 verschiedene Muskelgruppen beansprucht, die Schläfenmuskulatur ermöglicht zusätzlich noch die Unterkieferbeweglichkeit nach vorne und hinten. Die verschiedenen Muskelgruppen des gesamten Körpers sind außerdem über ein Netz von Faszien weitreichend untereinander verbunden und beeinflussen sich so gegenseitig.

So kann eine neue Zahnkrone, ein Zahnimplantat oder eine abgesunkene Zahnprothese auch bei älteren Menschen ebenso wie eine nicht funktionell ausgerichtete kieferorthopädische Versorgung bei Jugendlichen zu der für eine CMD typischen Dysbalance im Kiefergelenk führen mit der daraus resultierenden Überbeanspruchung der Muskelketten und Faszien. Der Versuch des Körpers diese Dysbalance auszugleichen kann dann die gesamte Statik negativ beeinflussen und sich auch durch Fehlbelastung auf andere Gelenke auswirken. Die verminderte Sauerstoffversorgung und Übersäuerung der verspannten Muskulatur beeinträchtigt zudem vermutlich auch die Sauerstoffversorgung des Innenohrs. Dies kann dann in Verbindung mit den erhöhten Druckverhältnissen am Schädel über Nervenirritationen durch Blockierungen in den oberen Kopfgelenken Symptome wie Gleichgewichtsstörungen und Tinnitus hervorrufen.

Wir nennen Ihnen daher in Folgendem die Palette der CMD Symptome, die natürlich häufig auch in Kombination auftreten:

1.) Kopfschmerz, Migräne
2.) Gleichgewichtsstörungen, Schwindel
3.) Ohrgeräusche (Tinnitus)
4.) Schmerzen in der Kaumuskulatur, Zahnschmerzen
5.) Knacken im Kiefergelenk, Kiefergelenksperre
6.) Knirschen/Pressen der Zähne, gelockerte Zähne,
7.) Abnutzungserscheinungen an den Zahnoberflächen
8.) Sehstörungen, Augenflimmern, eingeschränktes Blickfeld
9.) Hals-Nacken-Muskelverspannungen mit Gefühlsstörungen in den Fingern
10.) Hüftgelenkbeschwerden, Kreuzdarmbeingelenkblockierungen
11.) Becken- und Schulterschiefstand, Gesichts- und Körperasymmetrien
12.) Koordinationsprobleme einfacher Körperbewegungsabläufe
13.) Sprachschwierigkeiten (Dysphonie)
14.) Schlafstörungen, Konzentrationsstörungen, innere Unruhe
15.) hormonelle Störungen
   16.) depressive Verstimmungen

Wie hier anhand der Symptome dargestellt können auch die Ursachen der CMD vielfältig sein. Man spricht einmal von „absteigenden Läsionen“, das andere Mal von „aufsteigenden Läsionen“. Die Anpassungen und Störungen im System pflanzen sich dabei entweder von oben nach unten oder von unten nach oben fort. Außerdem unterscheiden wir zwischen angeborenen Ursachen und erworbenen Ursachen, wobei letztere auch bis ins hohe Alter hinein erworben werden können.

    Angeborene Ursachen:              
     
  a.) Geburtstraumen  
  b.) Fehlbisse  
  c.) Zahnschiefstände  
  d.) Kiefer- und Gesichtsschädelbesonderheiten, offene Gaumenspalte  
  e.) Skelettale Besonderheiten wie Beinverkürzungen, Fußdeformitäten, Skoliose  
       
  Erworbene Ursachen:   
  a.) Verschleißerscheinungen ( Arthrosen ) von Gelenken  
  b.) Strukturelle und degenerative Veränderungen der Wirbelsäule  
  c.) Unfallbedingtes Schleudertrauma der Halswirbelsäule, Schädelprellung  
  d.) Fehlerhafte Zähne, fehlerhafter Zahnersatz, fehlende Bissabstützung  
  e.) Durch Knirschen bedingtes Abschleifen der Zähne  
  f.) Fehlerhafte kieferorthopädische Behandlung ( z. B. bei Jugendlichen)  
  g.) Fehlsitzende eingebissene Zahnprothesen ( z. b. bei älteren Menschen)  
  h.) Stresskorrelierte Überaktivierung der Kaumuskulatur (Bruxismus)  
  i.) Fehlerhafte Beinlängenkorrekturen  

Neuere Untersuchungen haben gezeigt, dass über 60% der Bevölkerung Symptome in Zusammenhang mit einer CMD aufweisen ohne allerdings dafür subjektiv einen Behandlungsbedarf zu erkennen. Nur wenigen ist bekannt, dass Kopfschmerzen auch von Triggern und Faszienverspannungen in der Kaumuskulatur oder der Halsmuskulatur verursacht werden können sowie Beschwerden im Ohr ihren Ursprung nicht im Mittelohr sondern im Kiefergelenk und der kiefergelenknahen Muskulatur haben können.
Subjektiven Behandlungsbedarf bei der CMD geben nur 3% der Bevölkerung an. Allerdings dominieren bei diesen Patienten dann schon massive teils chronische Schmerzen mit häufig schwerer ausgeprägter Dysfunktion. Bei anhaltenden oder intermittierenden Schmerzen länger als 6 Monate sprechen wir von einer chronischen CMD. Dann liegen meistens schon ausgeprägte strukturelle Veränderungen der Muskulatur und der Faszienketten vor. Diese Patienten müssen in jedem Fall einem interdisziplinärem Therapieansatz in einem Team von funktionsanalytisch ausgebildeten CMD Fachzahnärzten, interdisziplinär geschulten Orthopäden, manualtherapeutisch auf CMD spezialisierten Physiotherapeuten und Osteopathen zugeführt werden.

Orthopädisch-manualmedizinische Therapie:
Aus dem bisher Dargestellten ergibt sich, dass in dem recht komplexen System funktioneller Verkettungen nur eine Struktur konsequent stört und nervt, die nicht auch funktionell behandelt werden kann - die Bisslage, die Verzahnung bei Okklusion. Jede sinnvolle Therapie im System CMD und Wirbelsäule muss daher davon ausgehen, zunächst Korrektur dieses strukturellen Fehlers anzustreben. Wegen Wechselwirkungen zwischen Körperafferenzen und Kiefergelenk werden von uns zunächst sämtliche muskulären Dysbalancen untersucht, bevor die exakte Korrektur der Bissebene durch den Zahnarzt bei "blockierungsfreier" Wirbelsäule durchgeführt wird. Fachorthopädischerseits testen wir die gestörten Muskelfunktionsketten sowie die zu korrigierende Bissebenenhöhe mittels Techniken der Professional Applied Kinesiology (PAK) aus. Danach erfolgt die Korrektur der Statik in Zusammenarbeit mit dem CMD versierten Zahnarzt entsprechend folgenden Grundsätzen: Behebung von Funktionsstörungen an Gelenken mit Wiederherstellung der freien Funktion aller Gelenke einschließlich des Gelenkspieles,

 • Detonisierung der hypertonen Muskulatur,
 • Zentrierung der Wirbelsäulenstatik auf unter 5mm Achsabweichung des Wirbelsäulenlotes in der Frontalebene kontrolliert mittels 3D lichtoptischem Messverfahren,
 • Korrektur der Beckentorsion auf unter 20 kontrolliert mittels 3D lichtoptischem Messverfahren,
 • Kräftigung und Balancierung der geschwächten Muskulatur zur Rezidivprophylaxe

Nach fachorthopädischer Untersuchung der gestörten Muskelfunktionsketten, der krankhaft veränderten Muskulatur und der Wirbelgelenkfunktionsstörungen erfolgt zunächst die ärztliche Behandlung dieser Störungen mittels myofaszialer Releasetechniken, osteopathischer einschließlich kraniosakraler Techniken und manualtherapeuticher Deblockierung der gestörten Gelenkfunktionen. Entsprechend dem Lehrsatz " Wenn Knochen und Muskeln miteinander kämpfen, verliert der Muskel niemals" liegt unser Therapieansatz schwerpunktmäßig immer in der Muskulatur und den Faszienketten. Diese werden wieder in einen detonisierten Funktionszustand versetzt, der dann auch nach Beseitigung der vorhandenen Fehlstatik wieder optimal propriozeptiv angesteuert werden kann. Selbstverständlich sind im weiteren Behandlungskonzept unserer Patienten spezielle qualifizierte Physiotherapeuten einbezogen, die nicht nur osteopathische und manualtherapeutische Ausbildung besitzen, sondern zusätzlich auch noch über eine CMD Therapieausbildung mit langjähriger Erfahrung verfügen.
Wie bereits ausgeführt, stellen einen weiteren wesentlichen Ansatz in unserem Therapiesystem die verspannte, hypertone und durch jahrelange Fehlbelastung mit Triggern veränderte Muskulatur sowie die verklebten erstarrten Faszienketten dar. Trigger sind entzündlich veränderte Gewebsbereiche, in denen sich die Muskelfasern dauerhaft zusammengezogen haben. Dadurch wird der Muskel immer mehr verkürzt, er ist nicht mehr elastisch, was einen erhöhten Druck und Funktionsstörungen der benachbarten Gelenke bedingt. Faszien bestehen in ihrer Grundzusammensetzung aus sehr starren Kollagenfasern sowie einer extrazellulären Matrix, einer pastellinartigen Grundsubstanz. Haben die Kollagenfasern gegenüber der Grundsubstanz überhand genommen, entsteht eine vermehrte Starrheit der Faszienbereiche.

Die zähen Schichten der betroffenen Faszienbereiche am Schädel und im Kiefer-Halsbereich lösen wir zuerst sehr erfolgreich mit 4-6 Matrix-Rhythmus-Therapie, wobei mittels eines speziell geformten und patentierten Resonators phasensynchrone mechanomagnetische Schwingungen in die betreffenden Faszienbereiche eingebracht werden. Die Muskeltrigger in den tieferen Schichten lassen sich erfahrungsgemäß kaum mit muskelrelaxierenden manualtherapeutischen Techniken komplett lösen. Wir therapieren daher die Muskeltrigger mit focussierten Stoßwellen, die nach 4-6 Sitzungen die Trigger komplett längerfristig auflösen.

Die erfolgreiche Beseitigung der Muskeltrigger wird durch Wirbelsäulenstatikvermessung mittels 3D lichtoptischem Messverfahren bei uns kontrolliert. Zur Vermeidung erneuter Ausbildung von Triggern und Statikproblemen versorgen wir die Patienten vor allem bei "aufsteigenden Läsionen" mit propriozeptiven sensomotorischen Spezialeinlagen. Diese Spezialeinlage ist weich, elastisch und besteht aus mehreren Kammern, die mit Gummiteilchen gefüllt sind und die Nervenendigungen in der Fußsohlenmuskulatur stimulieren. Die Befüllung der einzelnen Kammern wird individuell vom Facharzt kinesiologisch ausgetestet und den speziellen Bedürfnissen des Körpers jederzeit angepasst. Abschließend erfolgt zur Kräftigung und Stabilisierung der geschwächten Muskelgruppen und zur Vermeidung von Rezidiven im letzten Behandlungsabschnitt ein analysegestütztes medizinisches Aufbautraining der Muskulatur.

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