Kinesiologic-Tape
Der Japaner Kenzo Kase entwickelte in den 70er Jahren die grundlegende Idee einer speziellen Taping-Methode. 1998 wurde diese von ihrem Erfinder erstmalig in Deutschland vorgestellt. Aus seiner Klinikerfahrung hatte er erkannt, dass viele Schmerzen aus Funktionsstörungen von Muskeln und Gewebe im Bereich der Gelenke und deren gestörtem Zusammenspiel herrühren. Gelenkschmerzen werden häufig durch ein Ungleichgewicht der Muskelkraft um ein Gelenk herum ausgelöst. Hervorgerufen wird dies durch ein Unterschied der Muskelflexibilität und Muskelausbildung auf der gegenüberliegenden Seite des Gelenkes (Agonist und Antagonist). Schnelle Muskelüberdehnungen führen zu einem natürlichen, schützenden Kontraktionsreflex. Bestehen Verletzungen, z.B. Gelenkergüsse, ist davon auszugehen das dieser Reflex nur vermindert ausgeführt wird. Mit dieser Erkenntnis entwickelte Kenzo Kase die Grundlagen seiner Tape-Methode um den körpereigenen Heilungsprozess in den gestörten Bereichen zu unterstützen.
Wirkungsweise des Kinesiologic-Tape
Die Haut ist nicht nur eine Schutzhülle des Menschen, sondern auch ein großes Organ mit einer Vielzahl von Rezeptoren, die äußere Einflüssen wahrnehmen und gezielt an tieferliegende Rezeptoren oder über Reflexbögen an das Rückenmark und das Gehirn weiterleiten. Bei einer Muskelentzündung ist nun der Raum zwischen Haut und Muskel komprimiert, wodurch es zu einem verminderten Abfluss der Lymphflüssigkeit kommt. Diese Kompression und der dadurch verminderte Abfluss der Lymphflüssigkeit reizt die Schmerzrezeptoren in der Haut und führt zu lokaler Schmerzbildung. Wird die Haut im betroffenem Bereich durch die Tapeanlage gedehnt, bildet die Haut zusammen mit dem aufgeklebten Kinesiologic-Tape-Verband bei der Rückführung in den Ruhezustand wellenförmige Hautfalten aus. Dieser Hautfalteneffekt bildet die wichtigste Grundlage der Kinesiologic-Tape-Methode. Durch das Anheben der Haut vergrößert sich der Raum zwischen Haut und Unterhautgewebe. Dadurch kann die Lymphflüssigkeit aus den Zwischenräumen einfacher in das Lymphsystem zurückfliesen und die Reizung der Hautrezeptoren wird vermindert sowie die Selbstheilungseffekte des Körpers unterstützt. Die elastischen Eigenschaften des Spezialtapes ermöglichen eine Normalisierung der Muskelfunktion bei gleichzeitiger Reduzierung von Ödemen, Unterstützung der Sehnen und Bänder sowie eine Schmerzreduktion.
Verschiedene Effekte des Kinesiologic-Tape
1.) Verbesserung der Muskelfunktion
Bei Überbelastungen des Muskelapparates können Rupturen im Muskelbindegewebsapparat entstehen. Dadurch austretende Flüssigkeit im Gewebe verursacht eine Druckerhöhung, was zur Reizung der Schmerzsensoren führt. Die Folgen sind neben Schmerzen, Steifigkeit, Schwellung und vor allem eine Tonusänderung der betroffenen Muskeln. Der Muskel kann zum einen vermehrt angespannt (hyperton) sein, er kann aber auch z.B. nach einer Operation untererregbar schlaff (hypoton) sein. In beiden genannten Fällen kann die Muskulatur mit der Kinesiologic-Tape-Methode behandelt und die Muskelfunktion verbessert bzw. normalisiert werden.
2.) Abbau von Zirkulationsstörungen
Entzündungen sind häufig eine Reaktion des Körpers auf Gewebeschäden. Einhergehend mit dem Austreten von Flüssigkeit im verletzten Gebiet führen Entzündungen zu raumfordernden Schwellungen und wiederum zur Druckerhöhung zwischen Haut und Muskulatur. Der Lymphabfluss ist gestört bzw. stagniert ganz in diesem betroffenen Gebiet. Die Kinesiologic-Tape-Methode kann hier wie bereits beschrieben die Haut anheben, den Raum im Unterhautgewebe vergrößern und somit eine Druckverminderung und eine Verbesserung der Lymphzirkulation bewirken.
3.) Schmerzreduktion
Durch die Haftung des Kinesiologic-Tapes auf der Haut und der dadurch ausgelösten mechanischen Verschiebung bei Körperbewegungen erfolgt eine Reizung der Mechanorezeptoren in der Haut. Die an das Rückenmark weitergeleiteten Informationen aktivieren hemmende Filterzellen im Hirnstamm und mindern somit die Stärke der Schmerzwahrnehmung.
4.) Unterstützung der Gelenkfunktionen
Gelenkfunktionen können anhand verschiedener Kinesiologic-Tape-Anlagetechniken unterstützt werden. Durch Einfluss auf den Muskeltonus können Ungleichgewichte korrigiert werden, so können schlaffe Muskelgruppen aktiviert und überaktive Muskelgruppen entspannt werden. Dadurch wird die Balance in den sich zuarbeitenden Muskelgruppen wiederhergestellt. Über die Stimulierung der Muskelrezeptoren wird ein besseres Bewegungsgefühl erreicht. Diese funktionellen und mechanischen Muskelkorrekturanlagen ergeben eine Verbesserung der Gelenkfunktion, sie führen zu einer Schmerzdämpfung und somit zu einem verkürzten Heilungsprozess. .
Das elastische Kinesiologic-Tape
Zur erfolgreichen Anwendung der Kinesiologic-Tape-Therapie ist die Verwendung eines qualitativ hochwertigen Tapes notwendig. Dieses muß die spezifischen Eigenschaften besitzen, die die Grundlage der jeweiligen Anlagetechniken und somit deren Wirkung auslösen. Das elastische Tape besteht zu 100% aus Baumwolle, ist mit Acrylbeschichtung versehen und wird bereits bei der Herstellung mit geringer Vordehnung von 10% auf die Trägerfolie aufgebracht. Die Elastizität von 130 bis 140% eines Kinesiologic-Tapes ist vergleichbar mit der Eigendehnung des menschlichen Muskels. Diese elastischen Wirkweisen in Verbindung mit der speziellen Klebetechnik ermöglichen die Normalisierung der Muskeleigenschaften und die Förderung der Lymph- und Blutzirkulation. Über die hautverträgliche Acrylbeschichtung werden die Tapestreifen selbstklebend angelegt, durch Aufreiben des Tapes durch den Therapeuten wird die Haftungseigenschaft der Beschichtung über die Körperwärme aktiviert. Die Qualität unserer verwendeten Materialien und deren Verarbeitung sowie die wasserresistenten und atmungsaktiven Eigenschaften ermöglichen eine hohe Tragedauer und gute Tragekomfort. Bei vollständigem Erhalt der Mobilität wird der Patient weder beim Sport, Duschen, Schwimmen, Saunieren, bei der Arbeit oder anderen Aktivitäten des täglichen Lebens eingeschränkt oder behindert. Die wasserresistenten und atmungsaktiven Kinesiologic-Tapes können ihre Wirkung über Wochen entfalten, halten in der Regel nach unseren Erfahrungen jedoch durchschnittlich 5-7 Tage. Die Kinesiologic-Tape-Anlagen lassen sich relativ schmerzfrei entfernen, wenn das Tape nass ist wie z.B. unter der Dusche. Dabei wird die Haut gestraft und das Tape in Haarrichtung abgezogen.
Kinesiologic-Tape-Farbenlehre
Das Kinesiologic-Tape wird in vier verschiedenen Farben verwendet. Cyan, Magenta, Beige und Schwarz. Im Falle von Cyan und Magenta spricht man allgemein von blau und rot. Die Tapes weisen keine Unterschiede in der Beschaffenheit und ihren Eigenschaften aus. Sie haben identische Dehnfähigkeiten. Die Farben werden in Anlehnung an die Farbenlehre unterstützend zur Therapie ausgewählt. Dabei gilt die Farbe rot allgemein als aktivierend und anregend, blau dagegen wirkt beruhigend und detonisierend, beige ist neutral. Das schwarze Tape kam später hinzu und soll aus modischer Nachfrage entstanden sein. Neben der Beachtung dieser Farblehre ist natürlich in erster Linie die richtige Anlagetechnik unter Beachtung von Muskelansatz und Muskelursprung entscheidend. Beide Ärzte der Gemeinschaftspraxis haben diesbezüglich entsprechende Ausbildungskurse absolviert, einschließlich eines Lymphtherapiekurses.
Kontraindikationen
Bei Kinesiologic-Tape sind bisher keine Nebenwirkungen bekannt. Wir verzichten jedoch in unserer Gemeinschaftspraxis bei folgenden Kontraindikationen auf eine Kinesiologic-Tape -Anlage:
- Offene Wunden
- noch nicht verheilte Narben
- pergamentartige Haut z.B. bei Neurodermitis
- Psoriasisschübe
- Bindegewebszonen in ersten 3 Monaten der Schwangerschaft
- bekannte Allergie gegen Acryl
Herzpatienten reagieren gelegentlich mit einem Juckreiz bzw. einer Quaddelbildung auf die Kinesiologic-Tape-Anlagen, deren Ursache uns aber nicht bekannt ist.
Kinesiologic-Tape-Kosten
Die Kinesiologic-Tape-Therapie wird nicht von den gesetzlichen Krankenkassen bezahlt. Die Kosten für 1 Therapie belaufen sich je nach Aufwand zwischen 15,- bis 25,- Euro inklusiv Materialkosten und sind am gleichen Tag nach Leistungserbringung zu bezahlen. Je nach Aktualität des Krankheitsgeschehens sind 3-5 Therapien jeweils in wöchentlichen Abständen sinnvoll.