Manuelle Medizin/Chirotherapie

Die manuelle Medizin/Chirotherapie beschäftigt sich mit der Beseitigung von reversiblen Funktionsstörungen des Bewegungsapparates ( Wirbelsäulen- und Extremitätengelenke) ohne Zuhilfenahme technischer Geräte.

Die Manipulationstherapie ist so alt wie die Geschichte der Menschen. Schon immer gab es Leihen, die Gelenke einschließlich der Wirbelsäule „einzurenken“ oder „einzurichten“ verstanden. Schon Hippokrates , der Begründer der Europäischen Medizin, beschrieb im 5. Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung Verschiebungen an Gelenken und deren Behandlungsmöglichkeiten. Es ist wohl der Verdienst der Osteopathenschule und ihres Gründers Andrew Still (geboren 1824), die Bedeutung von Manipulation und an der Wirbelsäule neu entdeckt und eine wissenschaftlich fundierte Technik ausgearbeitet zu haben. Neben der Osteopathenschule von A. Still gründete um 1895 der Kolonialwarenhändler D.D. Palmer eine chiropraktische Schule, die von seinem Sohn B.J. Palmer als Palmer’sche Schule der Chiropaktik ausgebaut wurde. Noch heute existieren in den USA die Schulen der Osteopathen und Chiropraktoren mit unterschiedlichen Arbeitsstilen. Die Osteopathen legen größeren Wert auf Funktionsstörungen, die Chiropraktoren auf strukturelle Unregelmäßigkeiten der Wirbelsäule. Die Osteopathen bevorzugen bei der Behandlung lange Hebel über Kopf und Extremitäten, verstehen es aber, auf einzelne Bewegungssegmente abzuzielen. Die Chiropraktoren benutzen vor allem kurze Hebel ( Wirbelfortsätze) auf die sie mit Kontaktgriffen einwirken. Osteopathen wenden neben Manipulationen auch Weichteiltechniken und weiche Mobilisationen an, während Chiropraktoren sich lediglich auf die eigentliche Manipulation beschränken. Dem Osteopathen Mitschell verdanken wir die Einführung der modernen Muskelfaszilitation – und Muskelinhibitationstechniken (muscle energy procedures).

In Deutschland sind drei Ärztegesellschaften unter der Dachgesellschaft DGMM (Deutsche Gesellschaft für Manuelle Medizin eV.) zusammengefasst.

Manuelle Wirbelsäulen- und Extremitätengelenktherapie (MWE) Dr. Karl Sell
Ärzteseminar Neutrauchburg eV.

Ärztevereinigung für Manuelle Medizin, (ÄMM) Ärzteseminar Berlin eV

Deutsche Gesellschaft für muskuloskeletale Medizin (DGMSM) eV. in Boppard

Beide Praxisinhaber sind Mitglied der MWE. Die DGMM steht als Mitglied der Arbeitsgemeinschaft wissenschaftlich-medizinischer Fachgesellschaften eV. (AWMF) in ständigem interdisziplinärem Dialog um den medizinischen Fortschritt in Deutschland. International ist die DGMM mit der European Society of Manual Medicine (ESOMM) und der Federation Internationale de Medicine Manuelle (FIMM) intensiv verbunden. Ziel ist die Verwirklichung europäischer, mittelfristig sogar weltweiter Standards.

Manuelle Medizin heute

In unserer Praxis steht die Manuelle Medizin heute für moderne, dem Patienten zugewandte Diagnostik und Behandlung. Die Manuelle Medizin hat zwei Aufgaben: Sie korrigiert gestörte Gelenkfunktionen, insbesondere die reversible Gelenkblockierung und gleichzeitig ist sie besonders an der Wirbelsäule, eine sehr wirksame Form der Reflextherapie und geeignet, unterschiedliche, auch vegetativ betonte Schmerzzustände zu beeinflussen. Sie setzt deshalb eine präzise Diagnostik der Funktionsstörungen am Bewegungssystem voraus, dem wir dadurch in unserer Praxis Rechnung tragen, dass wir eine ausgefeilte manualtherapeutische und röntgenologische Funktionsdiagnostik der betroffenen Wirbelsäulen- und Gelenkabschnitte durchführen. Dies gilt nicht nur für die Gelenkblockierungen und andersartigen Störungen im Bewegungssegment, sondern auch für die Störung der Statik und der Muskelfehlsteuerungen. Die dann von uns gezielte durchgeführte Manipulationsbehandlung ist die wirksame Beseitigung funktioneller reversibler Gelenkstörungen. Die manuelle Therapie an der Wirbelsäule ist jedoch nicht nur eine Form der Reflextherapie, sondern gleichzeitig die Therapien der Wahl zur Beseitigung von Funktionsstörungen des Achsenorgans. Die Manipulationstherapie stellt somit das Bindeglied dar zwischen der Reflextherapie im Bewegungssegment und der Krankengymnastik als spezifische Therapie von Störungen der zentralgesteuerten Motorik.

Die moderne Manuelle Medizin

  • erweitert den diagnostischen Raum um wertvolle klinische Parameter zur Beurteilung von Beweglichkeit und komplexer Funktionen
  • ermöglicht klinische Rückschlüsse auf zentralnervöse Sensibilisierungen im Sinn veränderter Schmerzwahrnehmung einzelner Bereiche des Bewegungsorgans
  • vermeidet konsequent die Verstärkung des Schmerzwahrnehungseinstromes (nozizeptive Reize) und bedient sich wirksamer neuroreflektorischer Methoden zur muskulären Tonusregulation.
  • verwirklicht nach den Regeln der DGMM in der sogenannten „sanften Manipulation“ die schmerzhemmenden Effekte intensiver Propriozeptorenreizung
  • durch den schnell durchgeführten Impuls.